« Home | Vorfreude » | Napstergirl » | Motherfucking Snakes » | The Modern » | Airguitar 2.0 » | Hinter jedem Bart ein Terrorist - Angst essen Hirn... » | The Young Knives » | Eine Insel mit zwei Bergen - "Lost" geht in die ... » | Krass f***** » | Peter Bjorn and John » 

Sonntag, August 27, 2006 

His Wildness Billy Childish in Kreuzberg

[Bild]

Wenn man fast zehn Jahre lang sehnsüchtig einen Künstler herbeisehnt, neigt man automatisch zu übertriebenen Erwartungen.
Schließlich hat man jahrelang viel Geld und noch mehr Herzblut in die eigene Plattensammlung gesteckt, noch die obskursten Seitenprojekte von Childish verfolgt, dabei die Klassiker von den Milkshakes und Mighty Caesars bis hin zu den Headcoats immer und immer wieder gehört und dabei regelmäßig verflucht, nicht zehn Jahre früher geboren worden zu sein. Vergessen!
Als gestern Abend Billy Childish mit zweiwöchiger Verspätung zusammen mit seinen "Musicians of the British Empire" (Schlagzeuger Wolf Howard und Bassistin und Ehefrau Julie) im Festsaal Kreuzberg spielte, rechnete ich im Vorfeld lediglich mit einem "regulären" Buff Medways-Konzert unter anderem Namen.
Aber schon nach den ersten paar Songs war klar, das hier würde anders werden. Kein Standardkonzert, sondern die Entschädigung für jahrelanges ausharren und weiterhoffen. Und so kam es auch. Aus praktisch jeder Schaffensperiode, von den Pop Rivets bis zu den heutigen Buff Medways, spielte Billy ein paar Songs. Und es passte; rockte und rollte ganz gewaltig. Hier eine kleine Auswahl der Songs an diesem Abend:

Misty Waters
Troubled Times
John the Revelator
Lie Detector
Commanche
Jack the Ripper
Girl from '62
She's just 15
Fire (Jimi Hendrix Cover)
What's wrong with you
Punkrock ist nicht tot
Smile now
You are forgiven

Die einzige kleine Enttäuschung an diesem denkwürdigen Abend war jedoch das Berliner Publikum, das zwar jeden Song gebührend feierte aber ansonsten die meiste Zeit nicht mehr als ein hauptstädtisches Kopfnicken und leichtes Fußwippen fertig brachte. 'No sports - just shouting, please', hätte man denken können.
Erst gegen Ende des Konzerts, bei ein paar schnellen Headcoats-Nummern, geriet die Menge ordentlich in Bewegung. Aber zu spät. Nach knapp 90 Minuten war alles viel zu früh vorbei. Der volle Festsaal glühte zu diesem Zeitpunkt schon wie ein Backofen. Und so trollte man sich erschöpft aber glücklich in die kühlende Kreuzberger Nacht hinaus.

Wer nach dem gestrigen Abend übrigens auf den Geschmack gekommen ist, der sollte sich am 6. Oktober ins White Trash begeben, denn dort spielen The Masonics (immerhin 2/3-Überbleibsel der ehrwürdigen Milkshakes!).

Ich gebe zu, von Herrn Childish das erste Mal vor zwei Wochen beim Abendessen beim Spanier gehört zu haben. Seitdem verfolgt er mich auf Plakaten und in Berichten wie dem Ihrigen. Ich bin neugierig geworden. WT am 6.10. klingt zudem nach einem Plan.

Ja, es ist niemals zu spät für gute Musik. Und das White Trash zu rocken, sollte eigentlich auch kein Problem sein.

Kommentar veröffentlichen
Listed on BlogShares