BND mon amour
Nein, es läuft im Moment wirklich nicht besonders rund für den BND. Nur gut, dass gerade alle Welt Fußball schaut. Auch Journalisten. Ansonsten würden sie sich vielleicht noch intensiver fragen, was es mit dieser Pannenserie der Schlapphüte aus Pullach auf sich hat. Doch der Reihe nach.
Die Aufgaben des Bundesnachrichtendienstes sind klar und eindeutig gesetzlich geregelt. Demnach ist die Aufgabe des Dienstes, "(...) die Sammlung und Auswertung der zur Gewinnung von Erkenntnissen über das Ausland erforderlichen Informationen."
Gut. Das klingt für sich genommen erstmal vernünftig, schließlich wüsste man schon ganz gerne, was die bösen Schurken da draußen so alles vorhaben. Warum jedoch zu diesem Zweck ausgerechnet Journalisten im Inland, teilweise über Jahre hinweg, detailliert bespitzelt wurden, das leuchtet nicht sofort ein. Als die Geschichte aufflog reagierte aber wenigstens die Politik, und nun wimmelt es nur wieder so vor Untersuchungsausschüssen. Erster Teilerfolg in dieser nebulösen Angelegenheit ist die Veröffentlichung des sog. Schäfer-Berichts . Dieser ist zwar aus Persönlichkeitsschutzrechten an vielen Stellen geschwärzt, aber man erfährt auf den 179 Seiten immerhin wie der Laden läuft. Mittlerweile wurde der Bericht übrigens mehr als 118.000 Mal aus dem Internet heruntergeladen. Das öffentliche Interesse an einer Aufklärung ist also mehr als ausreichend vorhanden.
Das letzte Wort in dieser Sache ist aber durch den Bericht längst noch nicht gesprochen. Im Gegenteil. Erst an diesem Wochenende hat der Grüne Geheimdienstjäger Nummer Eins Hans-Christian Ströbele eine "umfassende Überprüfung aller drei Nachrichtendienste" im BND-Untersuchungsausschuss angekündigt. Die Gelegenheit scheint ihm günstig zu sein, also auch gleich mal dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) sowie dem Verfassungsschutz auf die Finger zu schauen.
Aber selbst wenn die Journalistenaffäre auch nur halbwegs aufgeklärt würde, kann man sich sicher sein, dass der BND auch in Zukunft nicht so schnell aus den Schlagzeilen verschwinden wird. Ein kurzer Blick in die Presse der letzten Woche reicht, um zu sehen, warum:
1. Anfang Juni muss der BND einräumen, im Fall des Deutschen Al Masri schon wesentlich früher von dessen Verschleppung nach Afghanistan durch die CIA gewusst zu haben. Stichwort "mazedonische Behördenkantine"!
2. Wenige Tage später endete in Berlin ein Gerichtsprozess gegen einen Exagenten mit einem Freispruch für den Angeklagten und einer weiteren verbalen Ohrfeige für den Geheimdienst. Als peinliche Zugabe enttarnte der BND im Zuge des Verfahrens auch noch eigene Agenten in Russland.
3. Fast zeitgleich kam eine weitere Leiche aus dem Keller der Vergangenheit ans Licht. In den USA enthüllten alte CIA-Akten, dass der BND bereits im Jahr 1958 das Versteck von Adolf Eichmann, einem der größten Nazi-Verbrecher überhaupt, kannte. Zwar unterrichtete man die verbündeten Amerikaner, aber die waren ebenfalls nicht besonders scharf darauf etwas zu unternehmen. Erst zwei Jahre später im Jahr 1960 kam der israelische Mossad Eichmann auf die Spur und sorgte dafür, dass ihm in Israel der Prozess gemacht werden konnte.
Bis auf weiteres wird man sich also darauf einstellen müssen, dass immer mal wieder neue Pleiten und Pannen unserer Lieblingsbehörde den Weg in die Zeitungen schaffen. Ob es sich dann aber um die Titelseiten oder doch nur das Ressort 'Vermischtes' handeln wird, das hängt vielleicht doch wieder mit der WM im eigenen Land zusammen. So lange Deutschland im Turnier spielt wird es schwer gegen diese Medienpräsenz anzukämpfen. Das muss aber kein Nachteil sein. Und überhaupt. Da die Weltmeisterschaft uns ja alle zu Patrioten macht, sind wir eben nicht nur Deutschland und Papst, sondern - genau, wir sind auch BND! Und deshalb hier eine gutgemeinte Empfehlung von mir an alle Agenten und die, die es werden wollen:
Die 10 besten Agentenausrüstungen, die zurzeit erhältlich sind. Sozusagen echte Spyware!
P.S.: Mir gefällt ja am besten der 80.000 Volt-Koffer in wahlweise braunen oder schwarzen Leder. Übrigens, wäre der Schäfer-Bericht darin aufbewahrt worden, dann wäre es hierzu garantiert niemals gekommen. Todsicher!