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Dienstag, September 12, 2006 

Frau TV - Maischberger und Kerner in Evas Geiselhaft

Es kommt nicht oft vor, dass in ARD und ZDF zeitgleich dasselbe Programm ausgestrahlt wird. Ausnahmen dieser Regel sind Adelshochzeiten und Siegesfeiern der deutschen Nationalkicker nach halbwegs erfolgreichen Turnierverlauf.

Heute Abend kommt dank Sandra Maischberger und Johannes B. Kerner eine neue Ausnahme dazu. Ab 23 Uhr hat der Zuschauer die Qual der Wahl: Maischberger oder Kerner? Beide Talkshows laufen fast synchron, nur das JBK 15 Minuten später beginnt. Zwei Talks, ein Thema. Und warum? Es herrscht Aufregung im frauenbewegten Land. Eva Hermans wohlgmeinte literarische Ratschläge für modernes Frauenglück sorgen neben Papstbesuch und Gesundheitsreform für ein wenig Aufregung im medialen Gehege.

Hätte sie doch Hilfe im Schoß der Kirche gesucht oder wenigstens in therapeutischen Lesezirkeln. Aber Stadessen griff Eva Herman gleich zum Füller und schrieb sich anscheinend ihren im Medienbetrieb aufgestauten Frust von der Seele. Manchmal hilft das sogar. Ergebnis: "Das Eva-Prinzip - Für eine neue Weiblichkeit".
Was sich zuerst anhört wie eine halbwegs ordinäre Transkription gesammelter Liebesratgeber, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Ansammlung reaktionärer Glückskeksweisheiten aus dem emanzipatorischen Sauerkirschmarmeladentopf mit Haltbarkeitsdatum 09/1906. Anders gesagt: Postpostfeminismus! Hurra, die Frauen wollen wieder in die Küche.

Und so werden sich also heute Sandra Maischberger ("Lebenslüge Feminismus?") und zeitgleich Johannes B. Kerner ("Die Rolle der Frau im 21. Jahrhundert") mit ihren jeweiligen Gästen die Köpfe zerbrechen warum Karrierefrauen, Patchworkfamilie und Frauenparkplätze eine Erfindung des Teufels sind oder eben nicht.

Es treten an, in der Maischberger-Ecke:
u.a. Trash-Ikone mit Hautcreme-Allergie Uschi Glas , Pop-Feuilleton-Liebling Charlotte Roche.
In der Johannes B. Kerner-Ecke:
u.a. Die feministische Spaßbremse, Buchautorin und Ex-Miss Tagesschau Eva Herman, Ex-Schlagersternchen und B-Moderateuse Kim Fischer und der eiserne Schneebesen des Machoverseuchten Beratergewerbes Prof. Dr. Gertrud Höhler.

Falls mein Zeigefinger heute Abend doch noch den richtigen Knopf auf der Fernbedienung findet, muss ich mich natürlich für Maischberger entscheiden. Erstens hat sie die Charlotte im Studio, die die unerträglich betroffene Gutherzigkeit einer Uschi G. hoffentlich neutralisiert, und zweitens verbietet es mir meine Religion Johannes B. Kerner unverschleiert anzuschauen!

Übrigens, beide Redaktionen haben es leider versäumt einen weiteren Gast einzuladen, der sicherlich zu dem Thema die ein oder andere Geschmacklosigkeit hätte beitragen können: Niels Ruf. Und falls jetzt einer fragt, was aus dem eigentlich geworden ist, dann lautet die Antwort: nichts! Aber das reicht anscheinend, um bei Sat.1 eine eigene Late Night Show zu bekommen.
Früher hatte Niels Ruf in seiner Viva-Show Kamikaze immer eine halbnackte Frau zu seinen Füßen liegen. Falls Eva irgendwann genug von ihrer anstehenden Lesetour hat...der Job ist bestimmt noch zu haben.

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