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Freitag, Juli 07, 2006 

Schlechtes Auto - schlechte Kunst?



Was macht man mit einem Gebrauchtwagen, der permanent den Geist aufgibt aber den der Händler partout nicht zurücknehmen will? Privat weiterverhökern? Im nächsten Graben versenken? Nein, man befördert den Wagen persönlich in die Schrottpresse und erklärt den Klumpen Metall anschließend zur Kunst. Denn als Kunstwerk kann man es nun weiterverkaufen, zum Beispiel an den Gebrauchtwagenhändler!

So zumindest sieht der Plan von James Cauty aus. Der Künstler, der zusammen mit Bill Drummond einst das Musikprojekt The KLF gründete, hat Erfahrung in spektakulären Kunstaktionen. So verbrannten Cauty und Drummond in den Neunzigern eine Million britische Pfund in kleinen Scheinen.
In diesen Tagen geht es um 4000 Pfund. Immer noch ziemlich viel Geld für jemanden wie James Cauty, der seinen Lebensunterhalt mittlerweile mit dem Design von Briefmarken verdient.

Angefangen hat die ganze Geschichte im Dezember 2005 als Cauty sich einen neuen Wagen kaufen wollte. Der Ex-Musiker betrat das Geschäft von Colin Berryman, Inhaber von ‚Country Cars of Sussex’ in Brighton.
Cauty entschied sich für einen Delica Space Gear Van von Mitsubishi. Kaufpreis 4000 Pfund. Eine schlechte Wahl. Schon in kürzester Zeit nach dem Kauf verlor der Wagen immer wieder Öl oder streikte an anderer Stelle. Permanente Werkstattreparaturen waren die Folge. Cauty’s Frustlevel stetig. Schließlich beschwerte sich, verlangte vom Händler sein Geld zurück, wollte den Wagen umtauschen. Zwecklos. Gekauft ist gekauft.
Was also tun? Der Zeitwert eines Autos sinkt schneller als man ‚Gebrauchtwagen’ buchstabieren kann.
Cauty wusste, dass er im Prinzip nichts weiter als einen Schrotthaufen in der Garage zu stehen hatte. Warum also nicht das Innere nach außen kehren. Den Schrott für jedermann sichtbar machen und den Wagen zu einem riesigen Klumpen Metall verarbeiten, Schild anbringen, Namen geben, Kunstwerk fertig. Die Überlegung: Auch ein schlechtes Auto kann gute Kunst sein.
Ein defekter Gebrauchtwagen würde zu keinem Zeitpunkt im Wert steigen. Anders bei Kunst. Der britische Kunstmarkt ist unberechenbar und Cauty hat schließlich einen Namen.
Also brachte er sein Auto eigenhändig in die Schrottpresse und siehe da, fertig war das Kunstwerk. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich ein schrottreifer Mitsubishi-Van in eine zeitgenössische Skulptur. Passend dazu der Titel: „Untitled: Oil and crushed metal on tarmac“

Seit letztem Montag ist das gute Stück nun für alle Interessierten zu besichtigen. Ausstellungsort ist, wo sonst, direkt vor der Tür des Gebrauchtwagenladens in Brighton.
Einen Kaufpreis für sein neuestes Werk hat sich Cauty schon überlegt: 4000 Pfund, genau die Summe, die er im Dezember ursprünglich für den Wagen bezahlt hat. Bislang weigert sich der Händler noch auf diesen bizarren Deal einzugehen. Der kunstveredelte Schrotthaufen bleibt noch bis zum 14. Juli vor dem Geschäft zu besichtigen. Unterdessen hat sich Cauty’s Galerist Steven Lowe eingeschaltet und 4000 Pfund für das Kunstwerk geboten. Aber Cauty lehnte ab. Er will nur an Berryman verkaufen. Sollte bis zum 14.Juli kein Kaufvertrag zustande kommen, hat Cauty bereits angekündigt die Sache vor Gericht klären zu lassen. Vielleicht kommt aber auch der Galerist am letzten Ausstellungstag mit einer Tasche voller Bargeld nach Brighton und bietet Berryman an, ihm die Skulptur seinerseits für 4001 Pfund abzukaufen. So hätte der entnervte Gebrauchtwagenhändler endlich seine Ruhe und darüber hinaus noch einen echten Profit gemacht. Zurzeit ist Berryman erstmal abgetaucht. Aber abwarten, vielleicht entdeckt der Autohändler aus Brighton noch sein Herz für die Kunst.

Falls jemand in diesem Kunstdeal mitmischen möchte, dann sollte er sich direkt an James Cauty wenden. Dort gibt es auch noch einiges an Informationen, Bilder und Dokumente zu der ganzen Aktion.

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